Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars by Robinson Kim Stanley
Autor:Robinson, Kim Stanley [Robinson, Kim Stanley]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne SF
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
Er flog nach Sabishii zurück. Dort war noch eine Menge Arbeit zu tun - Entsorgung der verbrannten Trümmer und Neuaufbau. Manche Bau-Kooperativen nahmen noch Mitglieder auf. Die eine machte Rekonstruktionen, baute aber auch Kleinluftschiffe und andere Fluggeräte einschließlich einiger experimenteller Vogelanzüge. Nirgal sprach mit ihnen über seinen Beitritt.
Er ließ seinen Luftschiffgleiter in der Stadt und lief weit hinaus auf die Hochmoore östlich von Sabishii. In seinen Studentenjahren war er hier oft entlanggegangen. Viele Laufstrecken waren ihm noch vertraut. Dahinter neues Gelände. Ein hohes Land mit seinem moorgemäßen Leben. Große kami-Steine standen da und dort wie Wächter auf dem zerknitterten Land.
Eines Nachmittags beim Lauf durch eine unbekannte Bodenwelle blickte er nach unten in ein kleines hohes Becken, wie eine flache Schüssel, die eine Öffnung zu einem niedrigeren Land im Westen hatte. Wie ein eiszeitlicher Zirkus, obwohl es wahrscheinlicher ein erodierter Krater mit einer Bruchstelle im Rand war, so daß ein hufeisenförmiger Grat entstanden war. Ungefähr einen Kilometer im Durchmesser und nicht besonders tief. Bloß eine Runzel unter den vielen Runzeln des Tyrrhena-Massivs. Von dem umgebenden Grat aus waren die Horizonte weit entfernt und das Land in der Tiefe klumpig und unregelmäßig.
Das wirkte vertraut. Vielleicht hatte er es bei einer Übernachttour in seinen Studentenjahren besucht. Er kletterte langsam in das Becken hinunter und hatte noch immer den Eindruck, sich auf dem Gipfel des Massivs zu befinden. Das klare dunkle Indigo des Himmels und die weiträumige Aussicht durch die Lücke nach Westen verstärkten diesen Eindruck. Wolken rollten über seinem Kopf dahin wie große runde Eisberge. Trockener körniger Schnee fiel aus ihnen herab, der durch den scharfen Wind völlig in Spalten oder aus dem Becken hinausgetrieben wurde. Auf dem runden Grat, nahe dem nordwestlichen Punkt des Hufeisens, befand sich ein Felsblock in Form einer Steinhütte. Er stand an vier Stellen auf dem Grat, ein Dolmen, der zur Glätte eines alten Zahnes abgewetzt war. Der Himmel darüber war lapislazuli.
Nirgal ging wieder nach Sabishii hinunter und erkundigte sich danach. Das Becken wurde laut den Karten und Aufzeichnungen der Behörde für Areographie und Ökopoetik des Tyrrhenamassivs nicht gewartet. Sie freuten sich, daß er interessiert war und sagten ihm: »Die hohen Becken sind hart. Da wächst nur sehr wenig. Es ist ein langes und aufwendiges Projekt.«
»Gut.«
»Man wird die meiste Nahrung in Treibhäusern ziehen müssen. Natürlich Kartoffeln, vorausgesetzt, es gibt genug Boden.«
Nirgal nickte.
Sie sagten ihm, er solle beim Dorf Dingoche vorbeischauen, das dem Becken am nächsten läge, und sich vergewissern, daß dort niemand andere Pläne dafür hätte.
So fuhr er wieder hinauf in einer kleinen Karawane mit Tariki, Rachel, Tiu und einigen anderen Freunden, die sich versammelt hatten, um zu helfen. Sie fuhren über eine niedrige Bodenwelle und fanden Dingoche, das in einem kleinen Wadi lag, das jetzt landwirtschaftlich betrieben wurde, zumeist mit schwer zu bearbeitenden Kartoffelfeldern. Es hatte einen Schneesturm gegeben, und alle Felder hatten sich in weiße Rechtecke verwandelt, unterteilt durch niedrige schwarze Mauern aus aufgetürmten Steinen. Eine Anzahl langer, niedriger Steinhäuser mit Dächern aus Steinplatten und dicken quadratischen Kaminen stand über die Felder verstreut, und einige weitere drängten sich am oberen Ende des Dorfes.
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